Was tun, wenn mein Partner von ADHS betroffen ist?
- Oliver Masch
- 29. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Dieser Beitrag soll dich dabei unterstützen, deinen ADHS-Partner besser zu verstehen.
Die folgenden 8 Empfehlungen dienen vor allem der Prävention. Wenn du erkennst, dass Interaktionen immer destruktiver werden, ist professionelle Unterstützung in vielen Fällen notwendig.
Bedenke, dass eine Veränderung, die du dir so sehr wünscht, bei dir anfangen sollte.
8 Punkte, die du tun kannst wenn dein Partner/deine Partnerin von ADHS betroffen ist
1. Informiere dich über ADHS
Versuche dich wirklich mit dem Thema zu beschäftigen, damit du besser verstehen kannst, wie sich dein geliebter Mensch fühlt: Bücher, Filme, Podcasts, Beratung, Coaching usw.
In dem sehr empfehlenswerten Buch „ADHS ist kein Makel" von Hallowell/Ratey erfährst du, dass der Verstand deines Partners/deiner Partnerin funktioniert wie ein Ferrari, allerdings mit Fahrradbremse. D.h. es ist möglich, "Rennen" zu gewinnen, wenn der Betroffene an seinen Bremsen arbeitet.

2. Stärke das WIR-Gefühl
Achte darauf, dass ADHS nicht ständig im Mittelpunkt steht! Durch dieses Ungleichgewicht kann sich rasch ein negatives Beziehungsmuster entwickeln. Gegenseitige Schuldzuweisungen wie z. B. „Du musst mein ADHS akzeptieren" und „Dein ADHS macht mich kaputt" spiegelt sich in dem negativen Tanz „Suche nach dem Bösewicht" wider.
Betrachte deine Partnerschaft aus der Vogelperspektive: „Was geschieht zwischen uns!" Plane zudem gemeinsame Aktivitäten, die euch guttun. Finde eine gute Balance zwischen Unterstützung und Eigenständigkeit.
3. Wende dich liebevoll zu
Menschliche Zuwendung und Wärme wirken sich positiv auf Stimmungsschwankungen und negative Gedanken aus, die häufig dann auftauchen, wenn sich dein geliebter Mensch z. B. verzettelt und erschöpft ist (Bindungshormon Oxytocin).
Achte auf positive Bindungssignale deines Partners und gehe darauf möglichst rasch ein. Dadurch kommt der„Ferrari" zur Ruhe und wieder in die Spur: „Liebling, ich glaube deine Bremsen haben gerade versagt", könntest du in derartigen Situationen zugewandt sagen.
4. Achte auf die Stärken
Wenn du dich mehr auf die Stärken deines Partners konzentrierst, ändert sich dein Blickwinkel: du erkennst das Potential und kritisierst weniger die ADHS-Symptomatik: die fehlende Bremskraft.
Häufige Kritik erzeugt eine Abwehrhaltung und Distanz, daher ist es besser, den Fokus auf die Stärken zu legen: „Ok, es fällt ihm/ihr manchmal schwer, mich ausreden zu lassen, aber er/sie hat auf der anderen Seite wirklich vielen gute Ideen."

5. Beweg dich regelmäßig
Ermutige deinen geliebten Menschen, regelmäßig Sport zu machen: Studien belegen den positive Effekt auf unsere exekutiven Funktionen wie Aufmerksamkeit und Konzentration.
Wichtig ist, keinen Druck aufzubauen, sondern daran liebevoll zu erinnern und Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen zu machen, die wirklich Spaß machen und ggf. herausfordernd sind (Rafing, Klettern, Wandern usw.)
6. Ermutige zur Therapie
Nicht immer benötigen Menschen mit ADHS professionelle Unterstützung. Wenn der Leidensdruck groß ist, sollten jedoch die Behandlungsmöglichkeiten genutzt werden.
Es ist sehr mutig und stark, wenn Betroffene sich Unterstützung suchen. Du kannst z. B. dabei helfen, nach Adressen von Psychiatern und Psychotherapeuten zu suchen. Diese Suche kann sehr frustrierend und lange dauern: bestärke dennoch deinen Partner immer wieder zu diesem Schritt.

7. Erkenne Teufelsdialoge
Entscheidend ist, dass du aktiv versuchst, negative Interaktionen zu unterbrechen. Wenn du bemerkst, dass du häufig kritisierst, auf die Bremse deines Partners drückst, wütend, verzweifelt, hilflos oder gereizt bist, dann ist eine Pause äußerst wichtig, damit keine weiteren Risse in der Partnerschaft entstehen.
Rege an, regelmäßig LOVE-Gespräche zu führen über eure Ängste, Unsicherheiten, Sorgen und Bedürfnisse. Das Teilen verletzlicher Gefühle stärkt nachweislich die Verbundenheit.
8. Lade deinen Akku auf
Verständlicherweise empfindest du bisweilen Frust, Verzweiflung, Resignation, Überforderung und Wut, weil du einfach nicht mehr weißt, wie es weitergehen soll!
Sorge daher dafür, dass du dich mit Menschen triffst, bei denen du dich wohl und entspannt fühlst. Konzentriere dich zudem auf das, was dich wirklich ausfüllt und dir wichtig ist.
Suche dir ggf. professionelle Unterstützung und/oder schlage eine Beratung bzw. Paartherapie vor.
Ich bin gespannt, ob du noch weitere Ideen hast, wie man mehr Verständnis füreinander entwickeln kann, denn das ist der Schlüssel: indem wir den anderen besser verstehen, können wir uns liebevoller zuwenden, werden zugänglicher und engagierter!
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