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  • AutorenbildOliver Masch

Wie sicher fühlst du dich in deiner Beziehung? Der A.R.E.-Fragebogen für Paare von Sue Johnson

Wie erlebst du momentan deine Beziehung?

Fühlst du dich wohl? Sicher? Entspannt?


Sue Johnson, die Begründerin der Emotionsfokusssierten Paartherapie, hat dazu einen spannenden Fragebogen entwickelt, den ich dir hier vorstellen möchte.


Damit kannst du besser einschätzen, wie sicher du dich in deiner Beziehung fühlst.

Bedenke jedoch, dass es nicht darum geht, herauszufinden, ob dein Partner/deine Partnerin alles richtig macht.


Es geht vielmehr um ein emotionales Update: wie erlebt eigentlich der andere gerade die Partnerschaft?


Um die Beziehung zu verbessern ist es wichtig, die gemeinsame Bindung zunächst einmal zu verstehen und sich darüber in Ruhe auszutauschen.

Für Sue Johnson liegt der Schlüssel zu einer dauerhaften Beziehung in unserer emotionalen Responsivität: d. h. ob es uns gelingt, zugänglich, zugewandt und engagiert zu sein.


Emotionale Responsivität besteht aus drei Komponenten, die im Fragebogen behandelt werden.


1.Emotionale Ansprechbarkeit


Ansprechbar bedeutet, dass dir dein Partner signalisiert, dass er offen und zugänglich für dich ist. Du weißt, dass er dir aufmerksam zuhören wird, wenn du über deine Gefühle sprichst, die dich tief bewegen.


Verbundenheit kannst du mit dem anderen verhältnismäßig leicht wieder herstellen, da die eigenen Gefühle verstanden und im Kontext der Bindung gesehen werden.


„Es stimmt, ich bin frustriert, weil ich das Gefühl habe, dass du mich nicht verstehst. Und weil ich Sorge habe, dich zu enttäuschen, ziehe ich mich zurück. Und je mehr ich dir aus dem Weg gehe, desto wütender und verzweifelter wirst du.“


Auch in Situationen, in denen wir zweifeln oder verunsichert sind, gelingt es uns, dem anderen zu zeigen, dass er/sie an erster Stelle steht bzw. uns sehr wichtig ist.


Das ist emotionale Ansprechbarkeit.


2. Zugewandtheit


Zugewandt bedeutet, dass deine Partnerin wirklich auf dich eingeht, wenn du Zuwendung und Nähe brauchst.


Stell dir vor, dass deine Partnerin sofort ihr Handy weglegt, wenn du mit ausgestreckter Hand signalisierst, dass du das Bedürfnis nach Verbundenheit verspürst. Du weißt, dass du dich auf den anderen verlassen kannst, wenn dich etwas bedrückt oder beunruhigt.


Auch in Situationen, in denen ihr streitet, spürst du die Gewissheit, dass du für den anderen wichtig bist. „Schatz, lass uns aufhören!  Wir verletzen uns, wenn wir so weiter machen.“


Das ist Responsivität bzw. Zugewandtheit.


3.Emotionales Engagement


Stell dir vor, dass du meilenweit von deinem Partner entfernt bist und dennoch das Gefühl der Verbundenheit hast.


Engagiert bedeutet, dass sich dein Partner voller Hingabe auf dich einlässt. Du weißt, dass er dich wertschätzt und dir nahe bleiben wird.


In seiner Gegenwart fühlst du dich so wohl, dass du immer wieder das Risiko eingehen wirst, von deinen Ängsten, Verletzungen und Freuden zu erzählen.


Sicher gebundene Paare berühren und schauen sich im Alltag häufiger und länger an.


Das ist emotionales Engagement.


Du findest den Fragebogen in Sue Johnsons  Buch „Halt mich fest“, das dir sehr gut dabei helfen kann, die Verbindung zu vertiefen.


Sie empfiehlt, dass man sich abwechselnd über die Fragen und Antworten austauscht, die euch vor allem positiv und wichtig erscheinen (jeweils eine begrenzte Zeit dafür nehmen z. B. 5 Minuten).


Falls du bemerkst, dass dieser Austausch schwierig und problematisch abläuft, kann Paartherapie helfen, um den Fokus auf die gemeinsame Bindung wieder herzustellen.


Ausblick: Anerkennen, dass wir einander brauchen


Durch den Fragebogen erfährst du zudem, was es eigentlich bedeutet, füreinander da zu sein.


Ich sage gerne zu meinen Klienten, dass wir es vor allem gemeinsam schaffen können: unsere Verletzlichkeit bzw. die Unvollkommenheit jedes Einzelnen kann uns im Zusammenspiel stark machen.


Naja, wirst du vielleicht sagen, ist doch klar: man unterstützt sich, und kümmert sich um das Wohlergehen des anderen.


In meiner Praxis höre ich jedoch oft Aussagen wie: „Ich verstehe das nicht, ich bin doch da, bin gut erreichbar und gehe auf dich zu, so gut es eben geht.“


Was würdest du darauf sagen, wenn du den Eindruck hast, dass das für dich nicht passt?


Du könntest dann erwidern: „Stimmt nicht, letzte Woche habe ich mit dir sprechen wollen, und du hast mich einfach in der Küche stehen lassen.“


„Mag sein“, sagt dann dein Partner oder deine Partnerin, „ich habe dir aber gesagt, dass ich kurz noch was Wichtiges erledigen muss.“


Du merkst, dass sich hier rasch ein teuflischer Dialog im Sinne von „Wer hat recht?“ entwickeln könnte, der euch immer weiter auseinander treibt.


Situationen wie diese kommen in jeder Beziehung vor: wir suchen die Nähe des anderen, und spüren eine Unstimmigkeit, die sich nicht so einfach beheben lässt.


Es kommt dann darauf, dass wir anerkennen, dass der andere uns braucht.


Doch dies soll und kann nicht immer auf Knopfdruck geschehen, sondern durch Offenheit  und Flexibilität.


Hinzu kommt die Bereitschaft, sich auf die Bindungssignale des anderen einzustimmen, obwohl wir womöglich verunsichert oder verärgert sind.


Emotionale Ansprechbarkeit, so Sue Johnson, bedeutet, dass wir in derartigen Momenten unsere Gefühle verstehen und regulieren können.

Die Verbindung kann wieder hergestellt werden, indem wir z. B. sagen: „Ich kann gut nachvollziehen, dass du das Gefühl gehabt hast, dass ich nicht für dich da bin.“


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